Abschlussarbeiten

Negatives Gedächtnis – Künstlerische Reflexion und gesellschaftlicher Diskurs

Negative Memory - artistical reflection and social discourse

Klaus Seltenheim | 2016

Erstbetreuer/in: Dr. Ulrich Fuchs
Zusammenfassung

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit der künstlerischen und zivilgesellschaftlichen Verhandlung des negativen Gedächtnisses auf lokaler Ebene im öffentlichen Raum. Im ersten Teil der Arbeit wird ein Raumverständnis elaboriert, welches den Raum als Ort von sich verändernden Bedeutungen und aktiv vorangetriebenen Aushandlungsprozessen von Bedeutungszuschreibungen interpretiert. Daran anschließend erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem Begriff des negativen Gedächtnisses. Dieser fließt, mittels theoretischen Zugängen zu kollektiven Gedächtnisformen, deren Entstehung sowie Beeinflussung bezogen auf national- und supranationalstaatliche Identitätsbildung, in den theoretischen Teil der Arbeit ein. Dabei wird die Dichotomie negativer Erinnerung innerhalb Europas thematisiert und Herausforderungen, die erinnerungs- und identitätspolitische Fragestellungen mit sich bringen, herausgearbeitet. Ziel ist es zu hinterfragen, ob dadurch Diskurse zugänglich gemacht werden, die ein selbstreflexives Geschichtsbild befördern und eine kritische Verhandlung mit aktuellen europäischen Entwicklungen ermutigen. In weiterer Folge wird anhand von drei Fallbeispielen aus West- und Osteuropa der praktische Aspekt für Vorbereitung und Umsetzung solcher Projekte, die im jeweiligen nationalen, historischen und gesellschaftlichen Kontext verortet werden, in die theoretischen Überlegungen integriert. In den anschließenden diskursiven Interviews mit ExpertInnen, kristallisierten sich vier Themengruppen bezogen auf die Fragestellungen des Feldes heraus. Die Vermittlungs- und Wirkungsebene solcher Projekte, die zu Grunde liegenden Diskurse über ein europäisches Selbstverständnis, sowie kulturmanageriale Herausforderungen konnten als solche benannt werden. Diese durch die Auswertung der Interviews, auf Basis der qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel, gewonnen Erkenntnisse werden abschließend mit der theoretischen Vorarbeit in Diskussion gesetzt und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen und Interpretationen dargelegt.

Abstract

This thesis deals with the artistically and civil society based discussion of negative memory in public space on a local level. The questions which will be answered are if and how this form of dealing with the past opens up a reflexive discourse about it and if this discourse leads to a critical view on actual European developments. Moreover the former political separation into an eastern and western part of the continent and how its current influence reflects itself in the dispute about remembrance will be described. At the beginning theoretical aspects of the issue are developed to answer the question how space is interpreted in this discussion. The phenomenon of collective memory and how it is affected and used by national interests in order to create identities is also elaborated in this part. On the next step three case studies from different countries, contextualized in their national, historical and social background will be presented. All this steps will illustrate references to the debate about an European identity. Based on results out of this process discursive interviews with experts, who unite theoretical and practical knowledge in this field, were made. Consequently aspects and challenges of the realization of concrete projects from a cultural man-agement point of view are demonstrated. Afterwards the extracted results, by the use of the qualitative content analysis by Gläser und Laudel, are going to be compared with the theoretical findings of the first part. Finally conclusions and interpretations of this process are going to be elaborated and critically reflected.