Abschlussarbeiten

Chancen und Risiken von Dynamic Pricing für öffentliche Theaterbetriebe

Sasserath, Miriam | 2017

Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar

Erstbetreuer/in: Prof. Dr. Steffen Höhne
Zusammenfassung

Für öffentliche Theater ist die umfangreiche Förderung durch die öffentliche Hand keine Selbstverständlichkeit mehr. Regelmäßig ringen sie um ihre Legitimation, müssen oftmals Kürzungen in der Finanzierung durch die öffentliche Hand hinnehmen und sehen sich in Anbetracht steigender Produktions- und Personalkosten nicht mehr in der Lage, alle Kosten durch die Zuschussgeber zu decken. Hinzu kommen rückläufige Besucherzahlen. Fundraising sowie Sponsoring können die Finanzierungslücken oftmals lediglich verkleinern, sodass neben Sparanstrengungen zwangsläufig auch die Eigeneinnahmen gesteigert werden müssen. Hierzu gehören insbesondere die Eintrittseinnahmen, welche nach der öffentlichen Förderung die zweitgrößte Finanzierungsquelle in öffentlichen Theatern darstellen. Mutmaßlich bestehen Sorgen, mit Erhöhungen der Eintrittspreise die Nachfrage zu senken oder den kulturellen Auftrag zu beeinträchtigen. Dabei sprechen Fachleute der Preisgestaltung ein immenses Potenzial bzgl. Einnahmensteigerungen zu.
In anglo-amerikanischen Ländern ist die Auseinandersetzung von Kulturbetrieben mit Preismechanismen, aufgrund der gesteigerten Abhängigkeit von Eigeneinnahmen, weitaus deutlicher vorangeschritten. Dabei spielt auch das Preiskonzept Dynamic Pricing eine Rolle. Unter Dynamic Pricing wird die dynamische Steuerung des Preises in Abhängigkeit von der Nachfrageentwicklung verstanden.
Ausgehend von der dargelegten Problemstellung untersucht diese Arbeit, inwieweit das Konzept Dynamic Pricing auf öffentliche Theaterbetriebe in Deutschland übertragbar ist und wo sich Chancen sowie Risiken verorten lassen. Da Dynamic Pricing im Kultursektor bisher überwiegend im Ausland oder bei privaten deutschen Kulturbetrieben Anwendung findet, erfolgt die vorliegende Betrachtung explizit unter den Gegebenheiten, welche für öffentliche Theaterbetriebe in Deutschland bestehen.
Nach einer Betrachtung thematischer Grundlagen erfolgt anhand differenzierter Parameter die Analyse darüber, ob Dynamic Pricing auf öffentliche Theater übertragbar ist. Dabei werden vergleichend auch Praxisbeispiele aus den USA sowie dem privaten Kultursektor herangezogen. Die gewonnenen Erkenntnisse münden letztlich in die Ableitung möglicher Chancen und Risiken.

Diese Ausarbeitung zeigt auf, dass sich das Preiskonzept Dynamic Pricing nicht uneingeschränkt auf öffentliche Theaterinstitutionen übertragen lässt. Zu stark lassen sich mögliche Restriktionen hinsichtlich der Erfüllung des kulturellen Auftrags, innerhalb rechtlicher Rahmenbedingungen oder auch in mangelnden Auslastungszahlen finden. Jedoch wird ersichtlich, dass öffentliche Theater – gerade in Anbetracht der zuvor genannten Problemstellungen und Herausforderungen – einen grundsätzlichen Bedarf an einer aktiven Auseinandersetzung mit preispolitischen Instrumenten bedürfen und sich von Teilaspekten diverser preispolitischer Konzepte, wie z. B. Dynamic Pricing, gewisse Vorgehensweisen zu Eigen machen können, um erfolgreich Eigeneinnahmen zu steigern, ohne Besucher abzuschrecken und dem kulturellen Auftrag gerecht zu werden.

SCHLAGWORTE
Theater, Marketing, Theatermarketing, Preispolitik