Zusammenfassung
Interkulturelle Arbeit in Deutschland wird geprägt von einer Vielzahl unterschiedlichster Akteure. Migrantenorganisationen kommt unter ihnen eine sehr besondere und vielschichtige Rolle zu, die sich in ebenso vielfältiges Engagement ausdifferenziert.
An Organisationsstrukturen und einem aufgabengerechten Organisationsgrad bemisst sich in der Praxis maßgeblich, inwieweit die Einbeziehung einer Migrantenorganisation und wie Kooperationen - gerade solche, die staatliche Strukturen involvieren – in Kontexten der Integrationsarbeit zum Erfolg führen können.
Einen weiteren Einflussfaktor stellt die für interkulturelle Arbeit und Integrationsprojekte typische Förderlogik dar, die sich langfristig stellende Aufgaben in auf kurze Zeiträume angelegte Projektkontexte führt.
Die Beteiligung an so geförderten Projekten ermöglicht zahlreichen, gerade auch schwächer organsierten, Migrantenorganisationen Teilhabe und das Einbringen eigener Leistungen in Angebote für ihre Communities sowie Beiträge zum interkulturellen Austausch im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Im Idealfall erzeugen der eigene Handlungswunsch und die über Projekte erreichten Teilhabemöglichkeiten eine Entwicklungsspirale. Angestoßen durch selbstgewählte oder übertragene Aufgaben, der Akquise von Förder- und Projektmitteln zu deren Erledigung, über den sachgerechten Einsatz erhaltener Mittel in Kompetenzaufbau mündend und so neues Engagement vorbereitend, das qualitativ und im - auch zeitlichen - Umfang weitreichender sein kann als die Aufgaben zu Beginn.
Dem Idealfall steht eine Praxis entgegen, die zeigt, dass diesen Entwicklungsprozessen Hürden entgegenstehen, die teils in der gängigen Förderpraxis und teils in Organisationszielen und organisationalem Handeln der Migrantenorganisationen selbst liegen. Zwar werden im Zusammenhang mit Förderansätzen und über Einzelmaßnahmen der Projektförderung Ziele ausgegeben, die diese Entwicklungsprozesse anstoßen helfen und sie über einen spezifischen Projektkontext hinaus nachhaltig sichern sollen, doch erweisen diese sich für sich genommen immer wieder als unzureichend und ausgestaltungsbedürftig.
Zuwendungsgeber und Migrantenorganisationen als Empfänger von Zuwendungen müssen sich dessen jeweils bewusst sein. Migrantenorganisationen, die versuchen, aus erhaltenen Zuwendungen Entwicklungsmöglichkeiten über geförderte Sachziele hinaus zu erreichen, müssen dazu passende Strategien verfolgen und im organisationalen Handeln berücksichtigen.
Dies unter Bedingungen, die sich hinsichtlich der finanziellen und personellen Ausstattung vieler Migrantenorganisationen als prekär bezeichnen lassen.
Einen Lösungsansatz, dies dennoch zu erreichen, kann eine Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen sein, die die jeweilige Ausgangslage berücksichtigt, nach vorhandenen Ansatzpunkten für Entwicklungsmöglichkeiten sucht und dazu führt, dass kurzfristige Projektziele um solche ergänzt werden können, die Migrantenorganisationen den längerfristigen Aufbau von Strukturen und – insbesondere förderwürdiger - Kompetenzen ermöglichen.
Die Arbeit versucht, in diese Thematik und für sie grundsätzlich relevante Zusammenhänge einzuführen und leitet so einen Überblick über Einzelmaßnahmen her, die Räume in typischen Projektszenarien zur Nachhaltigkeitsentwicklung nutzen.
Dabei wird ausgegangen vom Versuch einer Einordnung des Nachhaltigkeitsbegriffs in Kontexte interkultureller (Projekt-)Arbeit. Daran anknüpfend wird nach für Migrantenorganisationen typischen Organisations-, Handlungs-, und Bedarfsstrukturen gesucht. Die dann dargestellten Einzelmaßnahmen zur Nutzung von Potentialen der Nachhaltigkeitsentwicklung greifen diese Vorüberlegungen auf und bleiben dabei praxisnah.
Zu Veranschaulichung schließt die Arbeit mit der skizzenhaften Darstellung zweier realitätsnaher Fallbeispiele, in denen Anwendungsmöglichkeiten fiktiv gezeigt werden.