Forschungsprojekte

Artistic Research und künstlerisches Wissen

Von August 2014 bis August 2017

Johanna Schindler (Betreuer: Prof dr Martin Tröndle)

„Artistic Research“ (AR) lautet der Begriff, mit dem seit einigen Jahren die Frage diskutiert wird, welches epistemische Potential künstlerische im Unterschied zu wissenschaftlichen Praktiken hervorbringen können (s. u.a. Bippus 2009, Borgdorff 2010, Dombois et al. 2012, Tröndle & Warmers 2012). Dabei sind zumindest zwei Themen dominant: Dies ist zum einen die Frage nach der Funktion, der Materialität und Körperlichkeit der „boundary objects“, die in kunstforschenden Ansätzen genutzt werden. Eine These dabei ist, dass durch die Arbeit mit dem und durch das Material neue Problemlösungen und Darstellungsformen evoziert werden (Tröndle 2012a), also dass die beteiligten Akteure und Objekte gleichermaßen zur Konstruktion von Ergebnissen beitragen. In Bezug auf die neuere Wissenssoziologie wird zudem zweitens diskutiert, welchen Effekt die Beteiligung von Künstlern an Forschungsprozessen hat. Vor diesem Hintergrund wird davon ausgegangen, dass künstlerische Praktiken und das ihnen inhärente sensuell-implizite Wissen Forschungsprozesse maßgeblich gestalten und die Produktion neuen Wissens durch die veränderte Prozessualität erst ermöglichen. Das Anliegen des Forschungsvorhabens ist, diese beiden Thesen zu analysieren und die epistemologischen Praktiken der künstlerischen Forschung feldforschend zu untersuchen. Dazu sollen Forschungsprojekte an fünf international renommierten Instituten im Bereich AR mit besonderem Fokus auf die sowohl für Künstler als auch für Forscher und den Forschungsprozess selbst relevanten boundary objects analysiert werden. Zur Anwendung kommen dabei Einzel- und Gruppeninterviews und eine jeweils vierwöchige teilnehmende Beobachtung der Forschungsprozesse vor Ort im Rahmen einer wissenssoziologischen Feldforschungsphase. Anschließend soll die Materialsammlung qualitativ ausgewertet werden. Die daraus resultierenden Implikationen für die Entwicklung des Feldes sollen mit Experten diskutiert werden, um durch ihre Interpretationsleistung weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Die Ergebnisse sollen sowohl in Buchform (auf Deutsch) als auch in ein bis zwei englischen Journal-Artikeln im peer review-Verfahren veröffentlicht werden. Zudem soll die geplante Expertendiskussion im Rahmen eines Symposiums mit deutschsprachigen Wissenschaftlern öffentlich geführt und ggf. in einem Tagungsband dokumentiert werden. So können die Ergebnisse die Entwicklung des Feldes AR im deutschsprachigen Raum voranbringen und die wissenschaftliche Position im internationalen Diskurs stärken.