Forschungsprojekte

Die Kultur und Kreativwirtschaft in Winterthur und Region

Empirische Potenzial- und Entwicklungsstudie

von 2013 bis 2014

Birgitta Borghoff

Die Kultur und Kreativwirtschaft in der Schweiz hat in den vergangenen Jahren stetig an Aufmerksamkeit und Bedeutung gewonnen. Als Teil der wissensbasierten Ökonomie, deren Komplexität und Stellenwert stetig zunimmt, entpuppt sie sich mehr und mehr als kreativer Impulsgeber und wichtiger Innovationstreiber. Dem Dritten Kreativwirtschaftsbericht Zürich (Oktober 2010) zufolge, sind im Jahr 2008 über 200’000 Personen in gut 40’000 Betrieben in der Schweizer Kultur und Kreativwirtschaft beschäftigt. Dies entspricht 10 % aller Betriebe und 5 % aller Beschäftigten in der Schweiz. Die Zahl der Beschäftigten hat zwischen 2005 und 2008 um 8 % zugenommen, die Zahl der Betriebe um 4 % (Bruttowertschöpfung: CHF 20’5 Mrd.; Umsatz: CHF 87’9 Mrd.; Anteil am BIP: 4.2 %).

Die Kreativwirtschaft wird als erwerbswirtschaftlicher Teil der Kulturökonomie betrachtet. Reell sind aber die Verflechtungen zwischen dem Produktionssystem Kultur und der Kreativwirtschaft sehr gross. Viele Projekte im Bereich der Kultur und Kreativwirtschaft erhalten Zuwendungen sowohl von privaten als auch öffentlichen Trägern oder werden gemeinsam durchgeführt. Leistungen im Kulturbereich werden oft von öffentlichen Institutionen oder Gremien bei privaten Unternehmen oder Einzelpersonen eingekauft. Persönliche Beziehungen und Netzwerke gehen über die Grenzen öffentlich/privat hinaus und ermöglichen so erst kulturelle Aktivitäten. Szenen, Cluster und Netzwerke sind zentrale Grundlagen für die Entwicklung der Kultur und Kreativwirtschaft. Neben der Begünstigung der Wettbewerbsfähigkeit durch Beschäftigungswachstum, Innovationsfähigkeit sowie verstärktes Unternehmertum leisten kulturelle und kreativwirtschaftliche Aktivitäten einen nicht unerheblichen Beitrag an die Attraktivität, Standort- und Lebensqualität einer Region. So hat der Zürcher Stadtrat die Förderung der Kultur und Kreativwirtschaft zum Legislatur-Schwerpunkt für die Periode 2010–2014 erklärt. Auch die Kulturbotschaft des Bundesrats 2012–2015 anerkennt deren grosse Relevanz für Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

Zur Kultur und Kreativwirtschaft zählen die folgenden Teilmärkte:

Musik (Musiker-/in, Orchester, Band, Tonstudio, Agentur, Veranstalter, Festival, Konzerthaus etc.), Buch (Buchhandel, Verlag, Schriftsteller/-in etc.), Kunst (Galerien, Kunstvermittlung, Künstler/-in, Veranstalter, Museum etc.), Film (Regisseur/-in, Schauspieler/-in, Veranstalter, Festival etc.), Rundfunk (TV, Radio), Darstellende Kunst (Theater, Tanz, Maskenbildner/-in, Schauspieler/-in, Beleuchter-/in, Veranstalter, Festival, Institution etc.), Design (Modedesign, Industriedesign, visuelle Kommunikation etc.), Architektur (auch Innenarchitektur), Fotografie (Kunstfotografie, Pressefotografie etc.), Presse (Journalist/-in, Zeitungs- und Zeitschriftenverlage etc.), Werbung (Werbeagenturen, PR-Büros), Kunsthandwerk, Software/Games-Entwicklung, Phonotechnischer Markt (Produktion und Handel mit TV/Radio und anderen Geräten)

Winterthur hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine erfolgreiche Wohnstadtpolitik gepflegt. Es ist eine ansehnliche Zunahme der Bevölkerung von 16% seit 1990 auf rund 103’000 (2012) zu verzeichnen. Die Beschäftigung hingegen stagnierte (1991: 57’600 Beschäftigte, 2008: 56’000 Beschäftigte (Quelle: BZ2008). Die Industrie verlor in derselben Periode die Hälfte Ihrer Beschäftigten. Gesundheits- und Sozialwesen gewannen überdurchschnittliche Beschäftigungsanteile. Insgesamt ist vor dem Hintergrund dieser ökonomischen Strukturen sowie des kulturellen Profils Winterthurs eine vertiefte Analyse und intensive Beschäftigung mit den Potenzialen der Kultur und Kreativwirtschaft in Winterthur und Region angezeigt.

Das Zentrum für Kulturmanagement der ZHAW führt derzeit eine Potenzialstudie zur Erfassung, Analyse und Entwicklung von Clustern der Kultur und Kreativwirtschaft in Winterthur und Region durch, mit dem Ziel, geeignete Szenarien/Massnahmen zur Weiterentwicklung der Kultur und Kreativwirtschaftsmärkte abzuleiten und zu entwickeln.

Die Studie wird erstmals sämtliche relevante Informationen zum Standort Winterthur sowie dessen Bereichen der Kultur und Kreativwirtschaft liefern. Die Resultate werden in mehrperspektivischer Hinsicht v.a. im Hinblick auf die für die Winterthurer Kunst & Kultur, Bildung & Vermittlung, Gesellschaft und Wirtschaft wichtigen Themen wie Innovationsförderung und -kraft, Creative Clusters und Standortentwicklung interessant, nützlich und dienlich sein.

Projektziele:

  • Eruieren der räumlichen, beschäftigungspolitischen und angebotsrelevanten Potenziale zur Entwicklung von Clustern der Kultur- und Kreativwirtschaft in Winterthur und Region im Hinblick auf die Erarbeitung von adäquaten Strategien und Massnahmen.
  • Erfassen der Potenziale der Stadt und Region Winterthur sowie Ableitung von Szenarien/Massnahmen, welche es erlauben, das relationale Vermögen der Region zu festigen und weiter zu entwickeln.