Abschlussarbeiten

Postkoloniale Blicke. Biennalen zeitgenössischer Kunst und die Wahrnehmung kontextspezifischer Geschichten und Identitäten anhand des Fallbeispiels Dak´Art

Postcolonial views. Contemporary biennials and the perception of context-specific narratives and identities based on the case study of Dak´Art

Mag. Eva Prevedel, MA | 2014

Erstbetreuer/in: Prof. (FH) Dr. Verena Teissl
Zusammenfassung

Die starke Verbreitung des Formats Biennale seit Beginn der 1990er-Jahre hat zu einer Vielzahl unterschiedlicher Konzepte und Diskurse geführt. Die vorliegende Arbeit nähert sich anhand postkolonialer Denkmodelle, wie etwa Homi Bhabahs Dritter Raum, dem transkulturellen Feld der Biennalen und ihrem netzwerkartigem System und versucht vorherrschende Tendenzen und Widersprüche innerhalb des Diskurses offen zu legen. Häufig kritisiert als Marketinginstrument und Herrschaftsapparat von Kulturideologien, geben Biennalen jedoch gleichzeitig Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Anliegen und für das Vorantreiben eines Horizontwandels in der zeitgenössischen Kunstgeschichte.

Jede Biennale kann erst verstanden werden, wenn man sie in ihrem eigenen Kontext betrachtet. Im Rahmen der Arbeit wird der Entstehungskontext der Biennale zeitgenössischer Kunst zwischen den Kunst-Salons des 19. Jahrhunderts und den entstehenden Festivals in Mitteleuropa bis hin zu den 1990er-Jahren beleuchtet, um ein besseres Verständnis für die verschiedenen Formen und Funktionen der Biennalen im westlichen Kontext zu bekommen, bevor sie sich einer näheren Auseinandersetzung mit Kunst und Festivals im (west-) afrikanischen Kontext widmet. Anhand dessen wird deutlich, dass Kunst und ihre Begrifflichkeiten grundlegend anders verstanden und interpretiert werden. Die spezifische politische, soziale und gesellschaftliche Geschichte eines Umfeldes prägt außerdem die Organisationsform und Entwicklung einer Biennale, wie das Beispiel der Dak´Art veranschaulicht. Die vertiefte Auseinandersetzung mit ihrem Kontext ermöglicht es, ihre spezifische Rolle innerhalb des Biennale-Feldes zu erkennen und deren Potenziale und Funktionen zu erläutern. Die internationale Wahrnehmung der Veranstaltung und ihrer KünstlerInnen ist maßgeblich von der medialen Rezeption beeinflusst. Anhand der Analyse der Dak’Art soll ein expliziter Rahmen geschaffen werden, innerhalb dessen ihr Potenzial für die kontextspezifische Konstruktion von Geschichten und Präsentation von Identitäten in der zeitgenössischen Kunst herausgearbeitet werden. Unter postkolonialer Betrachtungsweise kann die Dakar-Biennale als eigenständiges Format im Biennalisierungdiskurs und neuer Referenzpunkt in deren Geschichte betrachtet werden.

Das transkulturelle Feld der Biennalen und ihr immanenter diskursiver Anspruch fordern einen verantwortungsvollen Umgang in der Übersetzung, Interpretation und Deutung von gesellschaftlichen Zusammenhängen, die in der Kunst ihren Ausdruck finden. Ein neuralgischer Punkt ist dafür die kuratoriale Praxis, welche neue Sichtweisen von Nationen, Identitäten und Globalisierung aufzeigen und das Konzept von Raum und Raumwirkung nachhaltig beeinflussen können.

SCHLAGWORTE
Großausstellungen, Postkolonialismus, Zeitgenössische afrikanische Kunst, Globalisierung, Identität, kulturelle Narrativen
Abstract

The proliferation of the format biennial since the 1990s has lead to a multiplicity of varying concepts and discourses. The presented paper aims to disclose prevailing tendencies and contradictions within the transcultural field of biennials and its networking system by applying postcolonial theoretic models, such as Homi Bhabhas Third Space. Often criticised for being a marketing tool and an apparatus of dominat cultural ideologies, biennials at the same time offer possibilities for discussing societal concerns and for shifting paradigms within the history of contemporary art.

The biennial can only be understood properly regarding its specific context. The original context of the contemporary biennial will be located between the French art salons of the 19th century and the formation of festivals in middle Europe until the 1990s, thus enabling a deeper understanding of the establishment of forms and functions of the current biennial format in western contexts before having a close look of its (west) african counterparts. This examination highlights the essentially different understandings and meanings of art as such, and of art events like the biennials and other festivals. The very specific political, social and societal history of the biennial´s context also characterizes its organizational structure and further development, as the case study of Dak´Art shows. A profound contemplation of Dak´Arts context enables to identify its specific role within the field of biennials and outline its potentials and functions. The perception of Dak´Art, the participating artists is significantly influenced by the international media reception. The case study of Dak´Art offers an explicit frame for understanding its potential for the construction of specific narratives and the presentation of identities within the contemporary art field. Under postcolonial views the Dakar biennial can be recognized as an independent format within the biennial discourse and be proof to mark a new point of reference in the general history of biennials.

The transcultural character of the field of biennials and its inherent discoursive claim requires responsibility in the translation and interpretation of societal interrelations expressed through art. The curatorial practice defines a neuralgic point offering new understandings of nation, identity and globalization and influencing concepts of space in a sustainable way.

Keywords
Mega-exhibitions, post colonialism, contemporary African art, globalization, identity, cultural narratives