Forschungsprojekte

Politik des Zeigens

Von 2008 bis 2016

Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht, University of Stanford / Prof. Dr. Karen van den Berg

Forschungsprojekt zur Theoriebildung des Ausstellens (theory of displaying, exhibiting and staging) In dem Forschungsvorhaben sollen die epistemologischen Möglichkeiten des Ausstellens und öffentlichen bildlichen Präsentierens am Leitbegriff des Zeigens kritisch untersucht werden. Ausgehend von theoretischen Überlegungen aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven (Philosophie, Soziologie, Pädagogik, Kunstwissenschaft, Kulturwissenschaften, Anthropologie, Theologie, Kommunikations- und Medienwissenschaften) geht es dabei um die speziellen Erkenntnischancen und Vermittlungsmöglichkeiten von Ausstellungen und bildlichen Inszenierungen und damit um eine spezifischen Modus des Zeigens, der vielfach mit dem Begriff des „Displaying“ beschrieben wurde. Leitend für das hier entwickelte Forschungsvorhaben sind vier Fragerichtungen: 1) Welche Bedeutung und Funktion hat das Zeigen und das öffentliche Präsentieren von Objekten und Bildwerken in gegenwärtigen und vergangenen Kulturen für Subjektivierungspraktiken, Bildungs- und Kulturalisierungsprozesse? Welche Form von Bildungsprozessen und welche Wissensformen erzeugen heutige Museen und Ausstellungshäuser? 2) Welche Geltungen und Machtverhältnisse werden durch welche Ausstellungsformierungen, -konstellierungen und -inszenierungen erzeugt? Kann der Akt des Zeigens überhaupt diskursiv oder aufklärend sein oder enthält er immer schon eine Dimension von Bevormundung oder gar Überwältigung? Ist die kommunikativ-soziale Seite des deiktischen Aktes (displaying, exhibiting, staging), in welchem „jemand“ „etwas“ immer im Hinblick auf einen potentiellen „Anderen“ zeigt überhaupt ohne ein autoritäres Gefälle denkbar? 3) Inwieweit kann das Präsentieren, Ausstellen und Zeigen von Gegenständen, selbst zu einer Forschungsstrategie werden, so dass im Displaying Wissen nicht nur illustriert und popularisiert, sondern selbst generiert wird? Lässt sich im Zeigen als einer performativen Technik auf spezifische Weise etwas In-Beziehung setzen? Lassen sich Modi des analytischen Zeigens denken? Eine Tagung, die sich mit dem epistemologischen Status des Zeigens befasst, soll als Eröffnung des länger angelegten Forschungsprojekts dienen. Für den Lehrstuhl für Kulturmanagement sind die hier bearbeiteten Fragen insofern relevant als sie die gesellschaftliche Funktion von Ausstellungen betreffen und ein theoretisches Fundament für die Fragen nach dem Selbstverständnis von Ausstellungen bilden. Am 8./9. Mai 2009 hat an der ZU die von Karen van den Berg und Hans Ulrich Gumbrecht konzipierte Tagung „Politik des Zeigens“ stattgefunden. Die Vortragenden waren: Klaus Prange (Oldenburg), Hilge Landweer (Berlin), Thomas Alkemeyer (Oldenburg), Ursula Pasero (Berlin), Stephan Schmidt-Wulffen (Wien), Josef Früchtl (Amsterdam). Die Konferenz wurde gefördert von der Zeppelin Universitätsgesellschaft e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik.