Zusammenfassung

Während die staatliche Kunst- und Kulturförderung in den letzten Jahren schrumpft, wächst der Markt für Schwarmfinanzierung kontinuierlich. Ausgehend von Amerika verbreiteten sich seit 2010 auch in Europa einschlägige Plattformen verschiedenster Ausrichtung. Startnext, die größte Plattform für reward-based Crowdfunding, begann 2011 darüber hinaus auch mit regionalen öffentlichen Stellen zusammenzuarbeiten.
Auch in Österreich gerät dieses Finanzierungsmodell langsam in das Bewusstsein der Kulturschaffenden und Wirtschaftstreibenden. Vorliegende Master-Thesis soll der Frage nachgehen, ob es eine Zusammenarbeit oder Aufgabenteilung zwischen dem Staat (als öffentlicher Fördergeber) und der Internet-Community (als Verbreiter kreativer Ideen) geben und wie diese durch eine Plattform kanalisiert werden kann. Dazu werden Schwarmprozesse im Internet unter verschiedenen Gesichtspunkten (historisch, psychologisch, ökonomisch) beleuchtet und es wird ein Mainstream dieser Finanzierungsart durch die Massen etabliert.
Hierauf wird das staatliche Fördersystem in Österreich in seiner Dreiteiligkeit der Kompetenzen (Bund, Länder, Gemeinden) untersucht. Ausgehend von der gesetzlichen Grundlage werden auf allen Ebenen Anlaufstellen, Kompetenzen und Finanzflüsse aufgezeigt und die Transparenzproblematik der Abrechnung diskutiert. Dabei soll vor allem besprochen werden, dass es für Kunstschaffende kein Recht auf Förderung per se gibt und die Quantität finanzieller Ressourcen für Förderwerber stark von der ökonomischen Potenz der öffentlichen Stelle abhängt.
Nach Abschluss der Beschreibung vorliegender diametraler Systeme soll nun ein Finanzierungsvorgang parallel beide durchlaufen; Eckpunkte wie Ansprechpartner für Förderwerber/Projektstarter, kulturpolitischer Ambitus, Förderkategorien, Instanzenwege und Fristen, Recht und Finanzen, Gegenleistungen, Zeitplan sowie die beiden Pole Redimensionierung und Überfinanzierung werden dabei Schnittmengen ergeben wie sich gegenseitig widersprechen. Der Erkenntnisgewinn daraus soll in einer Diskussion, ob die Installierung einer Plattform, die Anforderungen beider zu erfüllen vermag, münden. Hierbei werden zuerst bereits bestehende Crowdfunding-Plattformen mit staatlichem Hintergrund in Deutschland analysiert und ihre Vor- und Nachtteile besprochen. Das Co-Funding, ein in der Crowdfunding Community diskutiertes Modell der kombinierten Finanzierung soll kritisch beleuchtet werden; mit den Erkenntnissen daraus wird der Versuch gestartet, mit Steirerfund eine für die Steiermark funktionierende regionale Plattform mit öffentlichem Hintergrund zu etablieren. Dabei werden die Aspekte Subplattform, Geldflüsse, Finanzierungsphasen, Recht und Transparenz öffentlicher Kulturausgaben beleuchtet, diskutiert und Chancen wie Gefahren in der Realisation einer derartigen Plattform aufgezeigt.