Veranstaltung des Fachverbandes

1. Forschungsansätze und -methoden im Kulturmanagement

Arbeitstagung des Fachverbandes Kulturmanagement

Vom 18. bis 19. Januar 2008

Universität Hildesheim, Institut für Kulturpolitik im Studiengang Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis

In Fortführung der Rendsburger Arbeitstagung zum Thema „Kulturmanagement: Bestandsaufnahme und Perspektiven“, die die unterschiedlichen Profile deutschsprachiger Kulturmanagement-Studiengänge in den Mittelpunkt stellte, widmete sich die 2. Arbeitstagung den Forschungsansätzen und Methoden des Fachs.

Tagungsberichte:

Unter Fit für die Praxis oder reif für die Theorie? steht Ihnen eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse zur Verfügung.

Kulturmanagement als Wissenschaftsdisziplin

Ergebnisse der ersten Arbeits-Tagung des Fachverbandes für Kulturmanagement in Forschung und Lehre zum Thema Forschungsansätze des Kulturmanagements an der Universität Hildesheim am 18./19.1. 2007

(Leitung Prof. Dr. Birgit Mandel, Institut für Kulturpolitik/Universität Hildesheim; Prof. Dr. Angela Koch, FH Heilbronn)

35 Wissenschaftler aus dem Bereich Kulturmanagement aus Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich an der Universität Hildesheim getroffen, um gemeinsam theoretische Grundlagen und Forschungsansätze des Faches zu diskutieren.

Nachdem sich Anfang der 90er Jahre diverse Tagungen im deutschsprachigen Raum mit Kulturmanagement befasst hatten, fast alle unter der Fragestellung, ob nicht die Einführung von Kulturmanagement mit einer Kommerzialisierung des Kultursektors einhergehe, hat sich Kulturmanagement inzwischen sowohl in der Praxis wie an den Hochschulen etabliert, und die Diskussionen haben einem höchst pragmatischen Umgang mit dem Thema Platz gemacht.

Kulturmanagement wurde in den vergangen Jahren vorwiegend als Unterdisziplin der Betriebswirtschaftslehre betrachtet, die das Ziel hat, Kulturbetriebe zu professionalisieren gemäß eines in ökonomischen Kontexten erprobten Sets von „tools“ und Strategien.

Eines der Ziele des Fachverbandes für Kulturmanagement besteht in der Etablierung eines eigenständigen Diskurses über Kulturmanagement, der mehr ist als die Einmischung in kulturpolitische, kulturästhetische oder kulturökonomische Diskussionen. Dabei geht es nicht mehr darum, ob Kulturmanagement überhaupt eine Berechtigung hat, sondern viel mehr um die Frage, was Kulturmanagement als Wissenschaftsdisziplin auszeichnet, was dessen aktuelle und zukünftige Forschungs-Themen sind und mit welchen Ansätzen Forschung in diesem Feld arbeitet.

Kulturmanagement wird an deutschsprachigen Hochschulen zur Zeit auf der Basis unterschiedlicher Ansätze gelehrt – abhängig von der Bezugs-Disziplin, aus der die Lehrenden genuin stammen, so zeigte eine Befragung des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim unter Kulturmanagement-Wissenschaftler an deutschen Hochschulen (vgl. Mandel, 2007, Uni Hildesheim, Institut für Kulturpolitik). Als Extreme lassen sich auf der einen Seite die stark geisteswissenschaftlich orientierten Studiengänge skizzieren, auf der anderen Seite die vorwiegend ökonomisch-betriebswirtschaftlich agierenden.

Als wichtigste Bezugswissenschaften für die neue Disziplin des Kulturmanagements werden in folgender Reihenfolge genannt: 1. Kulturpolitik, 2. Betriebswirtschaftslehre sowie gleichrangig an 3. Stelle Kulturwissenschaften, Kunst-Lehre/Kunstwissenschaften, Sozialwissenschaften.

Entsprechend der in der Befragung am häufigsten angegebenen Forschungsbereiche beschäftigte sich die Hildesheimer Tagung in 2 Panels mit den Forschungsansätzen: „Kulturmanagement im Kontext Herstellen von Öffentlichkeit“ (Kulturmarketing/Kulturbranding/Kulturbesucherforschung/ Audience Development) sowie mit Kulturmanagement im Kontext von Institutionen (change management, Kulturorganisationstheorie, Kulturpolitik, New Governance).

Als einige wesentliche Impulse der Diskussion lassen sich festhalten:

1. Die Herausbildung eines eigenen Fachdiskurses als Meta-Reflexion über die Disziplin des Kulturmanagements ist Voraussetzung für die Herausbildung einer eigenen Identität des Kulturmanagements als Wissenschaftsdisziplin.

2. Kulturmanagement ist eine Disziplin zwischen wissenschaftlicher Invention und praktischer Intervention. Forschung im Kulturmanagement ist häufig angewandte Forschung, oftmals Auftragsforschung. Sie agiert im Spannungsfeld von direkt anwendbarem Handlungswissen und Reflexionswissen.

3. Kulturmanagementforschung braucht ein integrierendes Vorgehen, das die verschiedenen Forschungsansätze der unterschiedlichen Bezugsdisziplinen zusammen führt.

4. Statt eines multidisziplinären Nebeneinanders wie im Baukastensystem ist ein spezifischer Methodenpluralismus angestrebt. Kulturmanagement wird so nicht als eine sich abgrenzende Disziplin gedacht, sondern als ein Diskursfeld, das sich situativ auf wechselnde Anforderungen einstellt.

Kulturmanagement wäre damit als eine hybride Interdisziplin zu denken, die sich in verschiedenen gesellschaftlichen Spannungsfeldern bewegt und in der auch kreative Sprünge und das nicht in Kennzahlen Messbare zur Geltung kommen.

5. Der Einfluss von Kulturmanagement, das als inszenatorische Praxis und Gestaltung kultureller Kontexte, weit über die Bereitstellung organisatorischer Rahmenbedingungen hinaus gehen kann, muss bewusst in den Blick genommen und verantwortungsvoll zur Geltung gebracht werden.

Kulturmanagement ist nicht auf das Institutionen-Management beschränkt, sondern beinhaltet auch kulturelle Interventionen.

Das erste Jahrbuch des Fachverbands für Kulturmanagement wird sich mit dem Thema der Hildesheimer Tagung: Forschungsansätze im Kulturmanagement befassen.