Essay | Sprache/Language: Deutsch

2011

Der Bock als Gärtner

Wenn Kulturmanagement Kulturpolitik ersetzt

Pius Knüsel

Jahrbuch Kulturmanagement 2011, (1), 13-22.
doi http://dx.doi.org/10.14361/transcript.9783839419632.13
Abstrakt

Kunst ist kein Change Agent, wie von den Vertretern der Kultur so oft zu Legitimationszwecken behauptet. Kunst ist ein Raum des Unbestimmbaren, der Ungebundenheit, in der ziellose Reflexion möglich ist. Doch der wachsende Einfluss von Politik und – als deren Instrument – Kulturmanagement hat zu einer immer stärkeren Anbindung von Kunst an politische Aufgaben geführt. Diese modische Funktionalisierung strukturiert über grosse Strecken die künstlerische Produktion; die Ausrichtung an öffentlicher Förderung wird zu einer Quasi-Norm, die das System verfestigt. Der Preis sind ein rapide wachsender Subventionsbedarf bei sinkendem Publikumsinteresse sowie ein Verlust an ästhetischer Offenheit. Kulturmanagement könnte hier Gegensteuer geben, so es denn sich von der Norm abwendet und tatsächliches kulturelles Unternehmertum an der Schnittstelle von Innovation und Nachfrage lehren würde. Nur bleibt es bei der Möglichkeitsform.